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Innenwände und vertikale Baukonstruktionen

Facility Management: Gebäude » Strategie » Innenwände

KG 340 – Innenwände und vertikale Baukonstruktionen (innen)

KG 340 – Innenwände und vertikale Baukonstruktionen (innen)

Die Kostengruppe 340 der DIN 276 umfasst alle Innenwände und vertikalen Baukonstruktionen innerhalb eines Gebäudes. Dazu gehören tragende und nichttragende Wände, Stützen, Treppengeländer, Innentüren (sofern als Teil der Baukonstruktion erfasst) und Wandbekleidungen. Sie erfüllen zentrale Funktionen in Bezug auf Statik, Brandschutz, Schallschutz, Gestaltung, Nutzungsanforderungen und Barrierefreiheit.

Die KG 340 – Innenwände und vertikale Baukonstruktionen (innen) – prägt maßgeblich die Struktur, Sicherheit, Gestaltung und Nutzbarkeit von Gebäuden. Um alle funktionalen Ansprüche (Standsicherheit, Brandschutz, Schallschutz, Barrierefreiheit, Raumakustik) zu erfüllen und gleichzeitig wirtschaftliche sowie nachhaltige Lösungen zu erzielen, ist eine enge Abstimmung mit Tragwerksplanung, TGA, Brandschutz, Akustikplanung und Innenarchitektur unerlässlich. Moderne BIM-gestützte Planungsmethoden, flexible Systemlösungen und umweltfreundliche Baustoffe unterstützen den ganzheitlichen Qualitätsanspruch. So entsteht eine innere Gebäudehülle, die über den gesamten Lebenszyklus hinweg funktional, robust, anpassungsfähig und ästhetisch ansprechend bleibt.

Einordnung nach DIN 276 und Abgrenzung

  • Teil der KG 300 – Baukonstruktionen: Die DIN 276 verortet alle konstruktiven Bauteile unter „KG 300“. Innerhalb dieser Hauptgruppe werden die Innenwände und weiteren vertikalen Konstruktionen in KG 340 definiert.

  • Außenwände (KG 310), Decken (KG 320) und Dächer (KG 330) sind eigene Kostengruppen.

  • Inhalte von KG 340: Tragende Innenwände und nichttragende Trennwände (Mauerwerk, Trockenbau, Systemwände).

  • Stützen im Gebäudeinneren, z. B. in Skelettbauweisen.

  • Treppengeländer und Brüstungen, sofern nicht gesondert in einer Treppengruppe geführt.

  • Innentüren, wenn sie als festes Bauteil in die Wandkonstruktion integriert sind (z. B. Brandschutztüren, Schallschutztüren).

  • Innenwandbekleidungen (z. B. Paneele, Akustik- oder Brandschutzbekleidungen).

  • Abgrenzung zu anderen Gewerken: Oberflächen, die rein dekorativen oder ausbauspezifischen Charakter haben, können ggf. in KG 360 (Räume und Ausstattungen) geführt werden.

  • Technische Installationen in Wänden (Leitungsführungen, Schächte) fallen unter TGA-Kosten (KG 400); dennoch beeinflussen sie die Baukonstruktion erheblich (z. B. für Brandschotts).

Tragende und nichttragende Wände

  • Tragende Wände: Leiten Lasten (Decken, Dach, Aufbauten) in die Fundamente und sorgen für Standsicherheit.

  • Übliche Materialien: Mauerwerk (Kalksandstein, Porenbeton, Ziegel) oder Stahlbeton. In Skelettbauten (Stahl-/Holz- oder Stahlbetonrahmen) beschränkt sich die Tragfunktion oft auf Kerne (Treppenhaus, Aufzugsschacht).

  • Nichttragende Trennwände: Dienen der Raumaufteilung, haben keine primäre statische Funktion.

  • Typische Konstruktionen: Trockenbauwände (Gips- oder Faserplatten auf Metall-/Holzständern), leichte Mauerwerke, Systemtrennwände für flexible Grundrisse (insbesondere in Bürogebäuden).

  • Funktionsanforderungen: Brandschutz (Feuerwiderstand, Rauchdichtheit): Flur- und Schächtewände, Brand- und Rauchschutztüren.

  • Schallschutz (DIN 4109): Wichtige Rolle in Mehrparteiengebäuden, Büros, Konferenzräumen.

  • Raumakustik: Akustisch wirksame Oberflächen (Paneele, Stoffbespannungen) zur Absorption.

  • Wärmeschutz: Relativ gering, primär bei Sonderzonen (Kühlräume, Serverräume).

Stützen, Treppengeländer und Brüstungen

  • Stützen: Vertikale Bauelemente zur Lastabtragung in Skelettbauweisen. Material: Stahlbeton, Stahl, Holz oder Verbundwerkstoffe.

  • Brandschutz (z. B. F90-Bekleidung bei Stahl), Gestaltung (Sichtbeton, Verkleidungen), Kollisionsfreiheit mit Installationen.

  • Treppengeländer und Brüstungen: Werden in KG 340 geführt, wenn sie Teil der vertikalen Gebäudestruktur sind (z. B. im Treppenhaus).

  • Anforderungen: Absturzsicherheit, Mindesthöhe und Pfostenabstände nach BauO. Ggf. auch Rauchschutz bei notwendigen Treppenräumen.

  • Materialien: Metall (Edelstahl, pulverbeschichtet), Holz, Glasfüllungen (DIN 18008). Barrierefreiheit: ggf. zweiter Handlauf, beidseitige Handläufe.

  • Arten und Einbau: In Abhängigkeit von Nutzung und Vorschriften: Brandschutztüren (F30, F90), Rauchschutztüren (RS-Türen), Schallschutztüren (SST) oder einfache Innentüren.

  • Einbau in Mauerwerk, Trockenbau oder Systemwand. Anschlüsse bzw. Zargen (Holz, Stahl, Aluminium) sind bauphysikalisch abzustimmen (Schallfuge, Brandschutzfuge).

  • Barrierefreie Anforderungen: Lichte Türbreite meist ≥ 90 cm, schwellenlos oder niedrige Schwellen nach DIN 18040.

  • Ergonomische Beschläge (Klinken und Türdrücker) und Türschließsysteme, die leichten Zugang ermöglichen.

  • Oberflächen und Design: Folien- oder CPL-Beschichtung, Furnier, Massivholz, Glas: je nach gestalterischem Anspruch, Beanspruchung und Budget.

  • Türblätter können Brandschutz- oder Schallschutzkerne enthalten.

Innenwandbekleidungen und Oberflächen

  • Bekleidungen zur Funktionserweiterung: Brandschutz (nicht brennbare Paneele, z. B. Gipsfaserplatte mit A2-Klassifizierung).

  • Schallschutz (Akustikpaneele, Perforationen, Dämmvliese).

  • Hygienische Oberflächen (Kompakt-HPL, Fliesen, Fugenarm für Nass- oder Reinräume).

  • Gestalterische Aspekte: Holzvertäfelungen, Natursteinbekleidungen, Metallpaneele oder farbige Gipskartonoberflächen für repräsentative Bereiche (Foyer, Konferenz).

  • Kombination aus Lichtkonzepten (indirekte Beleuchtung in Paneelfugen) steigert die Raumwirkung.

  • Montage und Unterkonstruktionen: Direkt auf Mauerwerk / Trockenbau verschraubt oder an Distanzprofilen.

  • Einbindung von Installationen (Kabelkanäle, Revisionsklappen, Heiz-/Kühlregister) in der Hohlraumebene.

Schallschutz, Raumakustik und Feuchteschutz

  • Luft- und Trittschall: Luftschall: Wandaufbau mit geeigneter Masse oder entkoppelten Schalen. Anschlüsse an Decken/Böden müssen fugen- und schalldicht ausgebildet werden.

  • Trittschall: Bei angrenzenden Deckenkonstruktionen oder Stützen kann eine Entkoppelung mittels schallabsorbierender Schicht nötig sein.

  • Raumakustik: In großen Büros (Open Space) oder Veranstaltungsräumen sind akustisch wirksame Wandflächen sinnvoll, um Nachhall zu reduzieren.

  • Absorberklassen (A bis E) geben Aufschluss über die Wirksamkeit von Materialien.

  • Feuchträume: Nassraumgeeignete Platten (GKFI) oder wasserresistente Materialien mit Abdichtungen, um Durchfeuchtung zu vermeiden.

  • In Duschen, Bädern: abgedichtete Anschlüsse, besonders bei Wand-/Bodenübergängen, Durchdringungen und Ecken.

Integration von Haustechnik (TGA) und BIM

  • Installationswände und Schächte: In Trockenbau- oder Schachtwänden verlaufen Rohre und Kabel. Brandschutz: Schotts, Manschetten, rauchdichte Ausführung.

  • Wartungsöffnungen / Revisionsklappen sind früh zu planen, besonders in Fluchtwegen oder hochfrequentierten Bereichen.

  • Building Information Modeling (BIM): Innenwände, Stützen, Türen, Geländer werden als Bauteil-Objekte modelliert und mit Parametern (Material, Dicke, Feuerwiderstand, Schallschutz) versehen.

  • Frühe Kollisionsprüfung und Lebenszyklusdaten (Wartung, Umnutzung) ermöglichen bessere Koordination und nachhaltige Planung.

Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit

  • Kosten- und Zeitaspekte: Trockenbauwände sind meist schneller und flexibler zu errichten als massives Mauerwerk, erfordern aber ggf. mehrschichtige Beplankungen bei hohen Schallschutz- oder Brandschutzanforderungen.

  • Stützenquerschnitte und Wandstärken ergeben sich aus statischen Vorgaben; mehr Materialeinsatz kann aber zu höheren Baukosten führen.

  • Umbaufähigkeit: In Büro- und Verwaltungsbauten sind Systemwände oder modulare Trennwände beliebt, da sie sich leicht rückbauen oder versetzen lassen – gut für sich ändernde Nutzeranforderungen.

  • Schnell austauschbare Wandbekleidungen verringern Renovierungsaufwände und passen sich Design-Updates an.

  • Ressourcenschonung: Einsatz von recycelbaren, emissionsarmen Baustoffen (z. B. Gipsfaserplatten, sortenreinem Holz) unterstützt eine nachhaltige Bauweise.

  • Cradle-to-Cradle-Ansätze zielen darauf ab, Innenwandkonstruktionen rückstandsfrei demontieren zu können.

Barrierefreiheit und Nutzungsfreundlichkeit

  • Innentüren: Nach DIN 18040 sollte die lichte Durchgangsbreite mindestens 90 cm betragen, Schwellenhöhe maximal 2 cm (besser ganz schwellenlos).

  • Türdrücker in ergonomischer Höhe, ggf. automatische Türantriebe bei öffentlichen Gebäuden oder Rettungswegen.

  • Treppengeländer: Handläufe beidseitig, durchgehend, in Höhe von 85–90 cm (abweichende Höhensettings für Kinder in Schulen).

  • Taktile Markierungen an Stufenansätzen oder Belagswechsel zur Orientierung für Seheingeschränkte.

  • Nutzerfreundliche Wände: Glatte oder leicht strukturierte, abriebfeste Oberflächen für pflegeintensive Bereiche.

  • Rutschfeste Bekleidungen an Rampen oder in Wellness- und Badezonen (Spritzwasser).