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Decken und horizontale Baukonstruktionen

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KG 350 – Decken und horizontale Baukonstruktionen

KG 350 – Decken und horizontale Baukonstruktionen

Unter KG 350 der DIN 276 fallen alle Decken sowie sonstige horizontale Baukonstruktionen innerhalb eines Gebäudes. Dabei handelt es sich um weitaus mehr als schlichte „Geschossabtrennungen“: Decken müssen eine Vielzahl technischer, funktionaler und wirtschaftlicher Anforderungen erfüllen. Neben Tragfähigkeit und Brandschutz spielen Schallschutz, Raumakustik, Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit sowie eine instandhaltungsfreundliche Gestaltung eine wichtige Rolle. Eine enge Koordination zwischen Tragwerksplanung, TGA-Planung, Brandschutz- und Akustikfachplanung, Bauherr und Nutzern ist daher essenziell, um Deckenlösungen zu schaffen, die langfristig sicher, flexibel, ökonomisch und zukunftsfähig sind.

Einordnung und Bedeutung

  • Teil der KG 300 – Baukonstruktionen: KG 350 umfasst alle horizontalen Konstruktionen im Inneren des Gebäudes, insbesondere Geschossdecken und Deckensysteme (z. B. abgehängte Decken, Podeste, Bühnen).

  • Dies unterscheidet sich von KG 310 (Außenwände), KG 330 (Dächer) und KG 340 (Innenwände, vertikale Konstruktionen).

  • Anwendungsbereiche: Von Wohn- und Bürobauten über Handels- und Verwaltungsgebäude bis hin zu Fertigungs- und Lagerhallen in der Industrie. Die Bandbreite an Deckenlösungen variiert entsprechend der Nutzung und Lastannahmen.

Konstruktionsarten und Funktion

  • Massivdecken (Stahlbeton / Spannbeton): Weit verbreitet, robust, feuerbeständig. Kommen als Ortbetondecken, Filigrandecken oder Spannbeton-Hohlplatten zum Einsatz.

  • Insbesondere in Mehrgeschossbauten und bei hohen Lasten in Büro- und Verwaltungsgebäuden.

  • Stahl-Verbund- und Holzdecken: In Gewerbebauten oder Hallen setzen Betriebe auf Stahlverbunddecken wegen kurzer Montagezeiten und großer Spannweiten.

  • Holzbalken- oder Holzrahmenkonstruktionen sind eher im leichten Hallen- oder Hybridbau üblich, oft kombiniert mit erhöhten Schall- und Brandschutzanforderungen.

  • Abgehängte Decken: Raster- oder Gipskartondecken in Büros, Verkaufsflächen oder Sozialbereichen. Dient der TGA-Verkleidung, Akustikoptimierung (Schallabsorber) und optischen Gestaltung.

  • Besondere Konstruktionen: Podeste, Bühnen oder Zwischengeschosse (Mezzaninen) in Produktions- und Lagerbereichen; meist als Stahlkonstruktion oder Betonfertigteile ausgeführt.

Tragfähigkeit und dynamische Lasten

  • Nutz- und Verkehrslasten: Insbesondere in betrieblichen Gebäuden (Lager, Produktion) können hohe bis sehr hohe Nutzlasten auftreten; Lastannahmen von 5 kN/m² und mehr sind gängig.

  • Stapler- oder Kranverkehr erzeugen stoßartige, teils dynamische Lasten, die in der Statik berücksichtigt werden müssen.

  • Schwingungsverhalten: Maschinen, Prüfstände oder Fahrzeugbewegungen erzeugen Vibrationen und Schwingungen. Eigenfrequenzen der Deckenkonstruktion sind abzustimmen, um Resonanzeffekte zu vermeiden.

  • In sensiblen Bereichen (Messlabore, Hightech-Fertigung) kommen Schwingungsentkopplungen (Fundamentlager, elastische Lagerung) zum Einsatz.

Brandschutz und Explosionsschutz

  • Feuerwiderstandsdauer: In Brandschutzkonzepten dienen Decken häufig als Geschossabtrennung (F30, F90, F120). Baustoff und Aufbau entscheiden über das Verhalten im Brandfall (Stahlbeton, Stahlträger mit Brandschutzbekleidung, Holz mit Feuerhemmung).

  • Durchdringungen für TGA müssen brandschutztechnisch abgeschottet sein.

  • Sprinkler und Rauch-Wärme-Abzug: In Lager- oder Fertigungsbereichen sind Sprinkleranlagen teils unter oder in abgehängten Decken installiert; RWA-Klappen in hoher Hallendecke ermöglichen Entrauchung im Brandfall.

  • Explosionsgefährdete Zonen (ATEX) können druckentlastende Deckenbereiche oder besondere Ausführungen erfordern.

Schallschutz und Raumakustik

  • Großraumbüros: Abgehängte Akustikdecken (Lochplatten, Mineralwollepaneele) verbessern Sprachverständlichkeit und reduzieren Nachhall.

  • Trittschall kann in mehrgeschossigen Büros über schwimmende Estrichaufbauten gedämpft werden.

  • Produktions- und Werkhallen: Hohe Lärmemissionen durch Maschinen erfordern ggf. absorbierende Deckeneinbauten (Akustiksegel, Baffeln).

  • Erhöhte Raumakustikvorgaben im Sinne der Arbeitssicherheit (max. zulässige dB-Werte) sind einzuhalten.

Schnittstellen zum Außenbereich

  • Kragplatten und Ladebrücken: Betriebliche Gebäude verfügen oft über auskragende Podeste für LKW-Andockstellen. Beanspruchung durch Witterung, Tausalze und Frost erfordert korrosionsgeschützte, rutschhemmende Oberflächen.

  • Thermische Trennungen (Isokorb) vermeiden Kältebrücken zwischen beheizten Innenräumen und Außenpodesten.

  • Entwässerung und Feuchteschutz: Außenliegende Deckenteile (z. B. Parkdecks, Rampen) benötigen Gefälle, Drainage und Beschichtungen.

  • Gerade bei niedrigen Temperaturen oder in Klimabereichen ist Kondensatbildung zu verhindern.

Instandhaltung und Revisionsfreundlichkeit

  • Wartungsöffnungen und Podeste: Abgehängte Decken in Büro- oder Sozialtrakten erfordern ausreichende Revisionsklappen zur TGA-Inspektion.

  • In höheren Hallendecken können Wartungsgänge (Catwalks) oder Hubarbeitsbühnenzugänge nötig sein (z. B. Beleuchtung, Sprinklerwartung).

  • Umbaufreundlichkeit und Sanierung: Bei Nutzungsänderungen (neue Maschinen, größere Lasten) kann eine Deckenertüchtigung (z. B. Aufbeton, Unterzüge) erforderlich werden.

  • Robuste Oberflächen und korrosionsfeste Materialwahl reduzieren Pflegeaufwand und erhöhen die Lebensdauer.

Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit

  • Kosteneffizienz: Filigrandecken, Spannbetonhohlplatten oder vorgefertigte Stahl-Verbundsysteme beschleunigen den Rohbau, können jedoch höhere Anfangskosten verursachen.

  • Leichtbaukonstruktionen sparen Material- und Transportkosten, sind aber bei hohen Lasten und Brandschutz ggf. eingeschränkt.

  • Lebenszyklusperspektive: Energetische Aspekte: Decken können Teil der Gebäudehülle sein (z. B. bei Zwischendecken zum unbeheizten Dachraum). Eine Dämmung senkt Heiz- oder Kühlkosten.

  • Nachhaltige Baustoffe (Holz, Recyclingbeton, wiederverwendbare Stahlkomponenten) und rückbaufähige Konstruktionen (Cradle-to-Cradle) werden immer relevanter.

  • BIM-Integration: Digitale Modelle mit Deckenparametern (Lastklassen, Brandschutz, Schallschutz) ermöglichen Kollisionsprüfungen und erleichtern Umbau- bzw. Wartungsplanungen.