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Dächer

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KG 360 – Dächer in betrieblichen Immobilien

KG 360 – Dächer in betrieblichen Immobilien

Dächer sind weit mehr als bloße Witterungsabschlüsse. Im Rahmen der DIN 276 werden sie (je nach Projektlogik) der Kostengruppe 360 zugeordnet. In betrieblichen Immobilien – von Produktions- und Lagerhallen bis zu Verwaltungsbauten oder Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen – kommen ihnen besondere Funktionen zu: hohe Lastabtragungen, Brandschutz, Energieeffizienz, Schallschutz, Raumklima und Instandhaltungsfreundlichkeit sind nur einige der Herausforderungen. Von Flachdachhallen mit gewaltigen Spannweiten über Steildächer in Verwaltungsbauten bis zu Gründächern oder Sheddachkonstruktionen – die Anforderungen reichen weit über reinen Wetterschutz hinaus und umfassen Statik/Tragfähigkeit für Schnee, Wind, Aufbauten (PV, Technik), teils dynamische Lasten; Brandschutz (Feuerwiderstand, Rauchabzug, Explosionsschutz) und Schallschutz; Wärme- und Feuchteschutz (GEG-konforme Dämmung, Abdichtung); Nachhaltigkeit (Gründächer, PV, recyclingfreundliche Materialien); Wartungs- und Instandhaltungsfreundlichkeit (Absturzsicherungen, Wartungswege, Revisionsklappen) und Sturm- und Hagelschutz in exponierten Lagen oder Klimaregionen.

Eine ganzheitliche Planung unter Einbeziehung von Tragwerksplanenden, Brandschutz- und TGA-Fachleuten, Bauphysikern und Landschaftsarchitekten (bei Dachbegrünung) ist unabdingbar. Nur so entstehen betrieblich genutzte Dächer, die über den gesamten Lebenszyklus hinweg funktional, energetisch effizient, sicher und umweltverträglich sind – und sich zugleich flexibel an betriebliche Veränderungen anpassen lassen.

Konstruktionen und Bauarten

  • Flachdächer: In Industrie und Gewerbe besonders verbreitet, da sie große Hallen abdecken und eine schnelle Montage ermöglichen (Trapezblech, Stahl-Verbund, Beton).

  • Abdichtung über Bitumen-, Kunststoff- oder Flüssigabdichtungen. Anforderungen an Gefälledämmung und Innenentwässerung (Dachgullys, Notüberläufe) sind hoch.

  • Steildächer: Aus statischen, architektonischen oder städtebaulichen Gründen in Verwaltungs- oder Bürotrakten üblich.

  • Tragwerke aus Holz, Stahl oder Beton; Eindeckung mit Ziegel, Metall, Faserzement. Dachausbauten (Gauben, Oberlichter) können Belichtung und Nutzung verbessern.

  • Leicht- und Spezialdächer: Stahlbinder- und Trapezblechkonstruktionen mit Dämm- und Abdichtungslagen sind bei großspannigen Produktionshallen Standard.

  • Sonderformen: Shed-Dächer (optimal für Oberlicht und Photovoltaik), Kuppel- oder Gewölbedächer (repräsentative Eingangsbereiche, Ausstellungs- oder Montagehallen).

  • Gründächer: Extensiv (Moose, Sedum) oder intensiv (bewachsene Dachterrasse) umgesetzt, sie verbessern das Mikroklima, speichern Niederschläge und werten die Immobilie ökologisch auf.

  • Statisch ist eine höhere Auflast zu berücksichtigen, Abdichtungen benötigen Wurzelschutz.

Funktionale Anforderungen

  • Lastabtragung: Neben Eigengewicht und Nutzlast (z. B. technischer Aufbauten, PV-Module) sind Schnee- und Windlasten entscheidend (DIN EN 1991-1-3/4).

  • In Hallen: potenziell Kranbahnen, Hängeförderer oder Rauch- und Wärmeabzugsysteme (RWA).

  • Brandschutz: Feuerwiderstandsdauer (F30, F90) kann gefordert sein; Dachhaut (Isolierungen, Abdichtungen) muss nicht brennbar oder schwer entflammbar sein, je nach Nutzung und Vorschriften.

  • Explosionsschutz (ATEX) in bestimmten Branchen: Druckentlastungselemente oder definierte Schwachstellen im Dach.

  • Schallschutz und Raumakustik: Maschinenlärm, Hallenneigung: Dachaufbau kann schallabsorbierend wirken; innenseitige Dämm- oder Akustikpaneele.

  • In Büro- oder Konferenzbereichen mindert eine akustisch optimierte Dachuntersicht den Nachhall.

  • Wärme- und Feuchteschutz: Ein betriebliches Dach trägt wesentlich zur Energieeffizienz bei (GEG-konforme Dämmung).

  • Dampfdiffusionskonzept (bei Flachdächern: Warmdach, Kaltdach) und Abdichtungsdetails (Ränder, Durchdringungen, Anschluss an Attika).

  • Nutzungsflexibilität: PV- oder Solarthermieanlagen, Gründächer, Dachterrassen und Technikaufbauten erfordern höhere Tragreserven.

  • Reservierte Flächen oder modulare Befestigungssysteme erleichtern spätere Nachrüstungen.

Sturm-, Hagel- und Unwetterresilienz

  • Windsogsicherung: Mechanische Fixierung oder Klebesysteme bei leichten Dachaufbauten (Trapezblech + Folienabdichtung). Rand- und Eckzonen sind besonders windbelastet.

  • Sturmklammern, verstärkte Bahnen, Unterkonstruktion berücksichtigen DIN EN 1991-1-4 Vorgaben.

  • Hagelschlag-Festigkeit: In Regionen mit erhöhtem Hagelrisiko sind Dachlichtkuppeln, Dachfenster oder Abdichtungen nach hagelresistenten Standards auszuwählen.

  • Eine hagelrobuste Dachdeckung (Metall, Beton- oder Tonziegel mit Prüfzertifikat) verringert Versicherungsschäden.

  • Starkregen-Entwässerung: Notentwässerung, Rückstausicherungen und Gefälleplanung verhindern Wassereintritte bei extremen Regenmengen.

  • Gründächer erhöhen die Retentionsfähigkeit, erfordern aber dimensionierte Notüberläufe.

TGA-Integration und Wartungszugänge

  • Technische Aufbauten: Lüftungszentralen, Kälteanlagen, Filter, Notstromaggregate werden häufig auf Flachdächern platziert. Statik, Schwingungsverhalten (Kompressoren) und Schallschutzbedürfnisse (Lärmemission) sind zu beachten.

  • Rohr- und Kabeldurchführungen (Brandschotts, Dichtungen) dürfen die Dachhaut nicht schwächen.

  • Wartungs- und Sicherheitsmaßnahmen: Geländer, Laufstege oder Anschlageinrichtungen gegen Absturz sind gesetzlich vorgeschrieben, wenn regelmäßig Wartung oder Inspektion an Dachtechnik stattfindet.

  • Revisionsöffnungen in geneigten Dächern, Dachausstiege oder Dachluken müssen ebenerdig sicher begehbar sein.

  • Entwässerungs- und Kontrollsysteme: Dachgullys mit Sieben, Notüberläufe (Attika-Entwässerung) sowie Dichtigkeitskontrollen (Leckage-Detektionssysteme) erhöhen die Betriebssicherheit.

  • Bei Gründächern: Einbau von Inspektionsschächten, um die Dränageschicht zu warten.

Nachhaltigkeit und Förderprogramme

  • Nachhaltige Baustoffe: Recycelbare Metalle, Recyclingbeton, ökologische Dämmstoffe (z. B. Zellulose, Holzweichfaser) und Schadstoff-freie Dachbahnen fördern Ressourcenschonung.

  • Dachkonstruktion aus Holz (z. B. Holzleimbinder) senkt CO₂-Bilanz.

  • Energiegewinnung: PV-Anlagen (Photovoltaik) sind oft auf Flachdächern oder geneigten Hallendächern wirtschaftlich. TGA-Integration: Wechselrichter, Kabelwege, Brandschutzkonzepte.

  • Fördermittel (KfW, BAFA) oder regionale Programme reduzieren Investitionskosten; Betriebe profitieren von Eigenstromerzeugung.

  • Lebenszykluskosten: Höhere Investitionen in langlebige Beschichtungen, korrosionsgeschützte Materialien oder aufwendige Gründachsysteme können sich durch geringeren Wartungsaufwand, Sturmsicherheit und Energieeinsparung amortisieren.

  • Ein Cradle-to-Cradle-Ansatz verbessert bei Neubauten die Rückbau- und Recyclingfähigkeit.

Instandhaltung und Rückbau

  • Regelmäßige Kontrollen: Betriebliche Versicherer fordern meist regelmäßige Dachinspektionen, gerade nach Stürmen oder starken Schneefällen. Kleinste Undichtigkeiten oder Aufwölbungen im Abdichtungsaufbau sind früh zu erkennen.

  • Dokumentation im Facility Management-System vereinfacht Garantiefälle und Wartungsplanung.

  • Umbau oder Sanierung: Nutzungsänderungen (z. B. Kühleinbauten, neue Maschinenabluft) können Dachöffnungen, d. h. Durchdringungen oder Schachtsysteme erfordern. Abgestimmte Sanierungskonzepte (Etappenbau, temporäre Schutzdächer) erhalten den Produktionsbetrieb.

  • Ältere Asbest- oder mineralfaserhaltige Materialien sind fachgerecht zu entfernen (Asbestsanierung), Arbeitsschutzrichtlinien (TRGS) sind einzuhalten.

  • Rückbau und Entsorgung: Lebenszyklusende: Dachaufbauten (Bitumen, Polymere, Dämmstoffe) sind häufig gemischt; eine sortenreine Trennung (z. B. bei Schichtaufbau) erleichtert Recycling.

  • Metallische Tragwerke sind gut wiederverwertbar, was die Entsorgungskosten reduziert.